Nordhessiche Ahle Wurscht wird von der EU als traditionelle Spezialität geschützt
Kassel – Große Freude herrschte bei Fleischermeisterin Katharina Koch (Wilhelmsthaler Wurstehimmel), als sie erfuhr, dass die Ahle Wurscht (von vielen Leuten wird sie iherm Volksmund auch Ahle Worscht genannt) endlich von der EU als Nordhessische Spezialität geschützt wird. „Jetzt ist sie endlich ein offizielles Kulturgut.“
Die Europäische Union hat die Ahle Wurscht offiziell als regionale Marke erklärt. Und so kann das nordhessische Kulturgut endlich dem berühmten italienischen Parma-Schinken gleichgesetzt werden.
Erleichterung und Freude herrschte auch beim Kasseler Regierungspräsident, denn für Mark Weinmeister geht es ebenfalls schon lange um die Wurst. Die traditionelle nordhessische Spezialität sei ein identitätsstiftendes Lebensmittel, sagte Weinmeister schon vor Jahren. Zusammen mit weiteren Unterstützern wie Fleischermeisterin Katharina Koch (Inhaberin der Landfleischerei Koch), Dieter Rode und dem Verein zur Förderung und Erhaltung traditioneller nordhessischer Wurst e.V. setzte er sich bereits vor einigen Jahren für den Schutz der Marke beim Europäischen Parlament ein.
Und was lange währt, wird endlich gut! Der Herstellung der Ahlen Wurscht wurden allerdings enge Grenzen gesetzt.
Das geografische Gebiet bildet Nordhessen mit den folgenden Landkreisen: Hersfeld-Rothenburg, Kassel mit der Stadt Kassel, Marburg-Biedenkopf, Schwalm-Eder, Waldeck-Frankenberg, Werra-Meißner.
„Wenn die Ahle Wurst jetzt durch EU-Recht geschützt ist, kann man auch verhindern, dass große Wurstfabriken, die nicht in Nordhessen angesiedelt sind, ein ähnliches Produkt herstellen und es unter dem Namen Ahle Wurst vertreiben“, so Koch.
Wertschätzung für eine besondere Wurst
„Ein weiterer Grund, weshalb die Ahle Wurst meines Erachtens schon seit langem eine Zertifizierung verdient hat ist, dass man die traditionelle Herstellungsweise und alles, was damit zusammenhängt, mehr wertschätzt als es bisher der Fall ist. Wenn die Ahle Wurst ein offizielles Siegel trägt, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass sie auch Beachtung von Menschen findet, die nicht aus unserer Region kommen und dieses Produkt bisher noch nicht kennen. Bei uns in Nordhessen gehört die Ahle Wurst ja ohnehin schon zum Kulturgut.“
Hohes Ansehen
Die Ahle Wurscht spielt in unsererer Region eine große Rolle. Zahlreiche Aktivitäten haben sich rund um die nordhessische Wurstspezialität entwickelt. Verschiedene Vereine wurden gegründet, um das Produkt in seiner ursprünglichen Herstellungsweise zu bewahren. Der erste war der Förderverein Nordhessische Ahle Wurscht e. V. im Jahr 2005. Die Vereinigung Slow Food Deutschland hat die Nordhessische Ahle Wurscht im Jahr 2004 in die Arche des Geschmacks aufgenommen, um die traditionelle Herstellungsweise zu fördern und als Kulturgut zu sichern.
Auf Initiative der Fleischerinnungen fand im Jahr 2011 erstmalig die Nordhessische-Ahle-Wurscht-Meisterschaft statt, bei der von 130 nordhessischen Innungsbetrieben über 300 Würste eingereicht wurden und um eine Prämierung rangen. Seitdem wird der Wettbewerb alle zwei Jahre ausgetragen. Die Ergebnisse finden eine breite Berichterstattung, z. B. in der Deutschen Handwerkszeitung oder der regionalen Tageszeitung Hessisch-Niedersächsische Allgemeine.
Das hohe Ansehen der Nordhessischen Ahlen Wurscht in der Region und darüber hinaus beruht darauf, dass es sich um ein bereits seit Jahrhunderten in dem geografischen Gebiet hergestelltes Traditionserzeugnis handelt, das mittlerweile Kultstatus erlangt hat.Nordhessische Ahle Wurscht europaweit geschützt!
Lucia Puttrich: „Europaweit garantierte Qualität aus Nordhessen“
Wiesbaden: Unsere nordhessische Ahle Wurscht ist jetzt ein europaweit geschützter Begriff. Hessens „Ahle Wurscht“ ist seit letzter Woche eine geschützte geografische Angabe. Mit dieser Entscheidung darf sich ein Wursterzeugnis nur dann Ahle Wurscht nennen, wenn sie in Nordhessen hergestellt wurde. Das heißt, die Schlachtung, Zerlegung und Verarbeitung sowie der Reifungsprozess der Wurst muss in diesem geografischen Gebiet stattfinden. Die geschützten geografischen Angaben gibt es seit 1992 in der EU und wurden zum Schutz und der Förderung traditioneller regionaler Lebensmittelerzeugnisse eingeführt.
Hessens Europaministerin Lucia Puttrich begrüßte die Auszeichnung. „Ahle Wurscht hat in Nordhessen eine lange Tradition und erfreut sich großer Beliebtheit in Nordhessen und weit darüber hinaus. Die Auszeichnung ist nicht nur ein Qualitätsnachweis für echte nordhessische Tradition, sondern eröffnet regionalen Anbietern auch neue Vermarktungs- und Marketingstrategien. Ich gratuliere den Antragstellerinnen und Antragstellern zu diesem Erfolg und natürlich auch allen, die dabei tatkräftig unterstützt haben.“
„Die hessische Landesregierung hat die Bewerbung für die geschützte geografische Angabe in den letzten Jahren aktiv unterstützt. Nicht nur, weil ganz viel hessische Tradition in der Ahle Wurscht steckt, sondern weil es auch eine Wertschätzung für traditionelle Herstellungsweisen und regionale Köstlichkeiten bedeutet. Ich freue mich schon darauf, bald eine Ahle Wurscht mit diesem Siegel kaufen zu können“, sagte Lucia Puttrich weiter.
Mit Einstufung als geschützte geografische Angabe steht die Ahle Wurscht übrigens in einer Reihe mit Nürnberger Lebkuchen, Schwäbischen Spätzle oder Holsteiner Tilsiter. Neben dem Begriff Ahle Wurscht darf sie auch als „Feldkieker“, „Dürre Runde“, „Ahle Worscht“ oder „Stracke“ bezeichnet werden.
Hintergrund:
Bei der Nordhessischen Ahlen Wurscht handelt es sich um eine luftgetrocknete oder geräucherte Dauerwurst aus Schweinefleisch, die in Nordhessen hergestellt wird. Das geographische Gebiet bildet Nordhessen mit den Landkreisen: Werra-Meißner, Schwalm-Eder, Waldeck-Frankenberg, Hersfeld-Rothenburg, Marburg-Biedenkopf, Kassel und der Stadt Kassel. Für die nordhessische Ahle Wurscht werden ausschließlich Schweine, die im geografischen Gebiet oder den angrenzenden Landkreisen gemästet worden sind, verwendet. Die Schlachtung erfolgt ausschließlich im geografischen Gebiet. Die Differenzierung der Schweine erfolgt dabei nicht nach Rassen, sondern nach Schlachtgewicht. So werden die Schweine extra für die Verwendung in der nordhessischen Ahlen Wurscht länger gemästet als gewöhnlich. Die Schweine müssen bei der Schlachtung ein Lebendgewicht von durchschnittlich mindestens 125 kg oder ein durchschnittliches Schlachtgewicht von mindestens 100 kg aufweisen. Gegen die Entscheidung der EU kann innerhalb von drei Monaten nach Veröffentlichung Einspruch erhoben werden.